Meinen Freund Barnaby gefragt

Tja, was soll ich sagen. Warum habe ich mir mein Frauchen ausgesucht? Ganz bestimmt weil sie Humor hat. Das habe ich gleich beim ersten Treffen bemerkt. Sie hat sich zu uns Welpen in das Gehege auf den Boden gesetzt und meine Geschwister und ich sind über sie hergefallen. Meine Schwester hat sie versehentlich ins Bein gezwickt, mein Bruder hat wie wild an ihrem Wollschal gezerrt und ich habe versucht, ihre Schnürsenkel aufzuziehen. Und sie hat nur gelacht. Das macht sie oft. Zum Beispiel wenn ich etwas stibitze. Eine Kartonschachtel beispielsweise, mit der ich dann kämpfe bis sie in alle Einzelheiten zerlegt ist. Oder wenn ich Holzstücke aus dem Korb vom Kachelofen hole und die Wohnung damit dekoriere. Oder wenn ich wie wild herumsause, einfach so, durch alle Zimmer. Bei uns kann man nämlich immer rundum rennen: Wohnzimmer, Diele, Küche, Esszimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer, Diele - macht echt Spass!

 Ich hab’ mir mein Frauchen ausgesucht, weil sie oft macht was ich will. Wenn sie nicht arbeiten muss gehen wir immer am Morgen spazieren. Sobald sie ihren Kaffee leergetrunken hat und die Tasse hinstellt erinnere ich sie daran, dass jetzt Zeit ist rauszugehen. Ausser wenn’s regnet. Dann versuche ich, mich auf dem Sofa unsichtbar zu machen … Aber eigentlich ist doch oft schönes Wetter und während sie mir dieses Ding anzieht, an dem sie die Schleppleine befestigt, überlege ich mir wo ich hingehen will. Meistens bringe ich sie dazu auch dahin zu wollen. Ich mach mich dann ganz steif und schau sie vorwurfsvoll an. Das funktioniert ganz gut. Was leider gar nicht funktioniert sind meine Ueberredungsversuche mich von der Leine loszumachen. Da ist sie stur. Ein paar Mal hat sie’s aber doch gemacht. Und ich bin auch immer wieder zurückgekommen. Zugegeben, nicht sofort, schliesslich wollte ich meine Freiheit ja nicht gleich wieder aufgeben. Einmal hat einer, der zu Besuch war, die Haustür nicht richtig zugemacht. Das war klasse. Mitten in der Nacht, im Sommer, wo alles ganz besonders interessant riecht. Naja, da war ich dann etwas länger weg. Aber eben, ich komm ja zurück! Weiss echt nicht, was sie da hat. Aber egal, ich wollte ja vom Spazierengehen erzählen. An der Schleppleine. Aber sonst lässt sie mir viel Freiheit. Zum Beispiel, wenn ich so eine kleine Maus im Feld vermute. Dann setzt sie sich oft einfach hin und lässt mich buddeln so lange ich will. Wenn ich mich dann genug aufgeregt habe, weil ich mindestens den halben Bau aufgegraben habe, die Maus aber trotzdem nicht gekriegt habe, ist sie immer ganz mitfühlend. Sie sagt dann zwar ‘mein kleines Erdferkel’ zu mir, hat aber meistens eine prima Idee, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Zum Bespiel Stöckchen aus der Murg holen. Die Stöckchen sind mir im Prinzip egal und ich bringe sie auch nicht – find’s viel lustiger wenn mein Frauchen mir nachrennt – aber in den kleinen Fluss zu hopsen macht Mordsspass. Wenn’s mir dann reicht, dann gehen wir wieder.

 

Nach ein paar Stunden Laufen, ungefähr haargenau vielleicht drei, habe ich den Eindruck, dass es ihr langsam reicht. Ich gehe dann öfter mal zu ihr ihn und schau’ ob alles in Ordnung ist. Sie ist ja doch nicht mehr die Jüngste.

Warum habe ich mir mein Frauchen noch ausgesucht? Eigentlich schon auch weil sie mir nützliche Sachen beibringt. Zum Beispiel wie man eine Tür aufmachen kann. Sie hilft mir oft dabei. Wir haben Bändel an manchen Türen, daran kann ich ziehen.

Mittwochabends gehen wir trailen. Da MUSS mein Frauchen MIR folgen. Ausser manchmal, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob's jetzt rechts oder links geht - oder doch gerade aus.

Donnerstags gehen wir in die Hundeschule. Das ist wirklich spannend. Immer wieder neue Aufgaben und wenn ich was richtig mache bekomme ich feine Leckli.

 

Warum noch mein Frauchen? Sie ist nicht eifersüchtig. Das finde ich super gut, weil ich eigentlich alle Menschen nett finde. Ich freu mich z.B. immer, wenn wir Besuch bekommen. Die meisten Freunde von meinem Frauchen mögen Hunde und streicheln mich ausreichend lang. Eine, die Annegret, die hatte echt Angst vor Hunden. Aber nach dem ersten Abend bei uns hatte sie gar keine Angst mehr. Jedenfalls nicht vor mir. Und jetzt nimmt sie mich immer auf den Schoss. Das ist zwar nicht wirklich bequem. Aber ich lass’ sie, weil sie sich so darüber freut.

 

Wenn ich jemand kenne, dann begrüsse ich ihn. Und dann zeig ich ihm auch, dass ich ihn gern mag. Ich halte nichts davon, mich zu verstellen. Und wenn mein Frauchen weggeht, dann geh ich mit ihr. Das ist ganz klar. Da kann jemand noch so nett sein, aber wenn sie geht, geh ich auch. Das gehört sich doch auch so, oder?

 

Am schönsten ist es aber am Abend, wenn ich allein mit meinem Frauchen bin. Dann setzen wir uns auf die Couch und ich kuschle mich gaaaanz eng an sie. Das ist das Schönste von Welt – ausser jagen vielleicht …